Die Schlacht im Karwendel

„Was jetzt folgt ist wahrlich zermürbend. Südseitig zieht der Steig durch Latschengassen nach oben. Die Luft brodelt hier nur so. Kein Lüftchen regt sich. Wer hier Ausfallerscheinungen hat, braucht sich nicht zu schämen! Ich bin ziemlich erstaunt, dass ich die 700 Höhenmeter in einer Stunde presse bei diesen Bedingungen. Oben am Sattel bekomme ich fast schon passive Todeswünsche. Scheinbar hat bereits die Quälerei begonnen. Und jetzt sollen erst noch 1000 Höhenmeter Abstieg kommen…“(Unbekannter Autor)

Ich Frage mich wie ich diesen Wegabschnitt guten Mutes überlebte. Das ganze ohne Kompressionsstrümpfe, Trailrunningweste, Energiegels und SOGAR ohne Baselayer.

 

Ich vergas auch Fotos meiner Waden, meines gestählten freien Oberkörpers oder der schönen Aussicht um dir zu zeigen ach wie toll und Aufregend jeder meiner Tage doch ist.

 

Sorry dafür. Ich hab das mit Instagram irgendwie nicht richtig kapiert.

 

Besinnen wir uns lieber auf alte Werte zurück und stellen das Erlebnis in den Vordergrund und weniger den Bericht darüber. Vielleicht führt das zu mehr Zufriedenheit.

Andere können sich da eh viel besser in Szene setzen.

 


Früchte der Arbeit wurden letztes Wochenende geerntet. Nach ~10 Stunden, 52km und 2300hm war der Marsch durch das Karwendel Geschichte. Alles irrelevante Fakten wenn man bedenkt, dass es eine gewaltige kameradschaftliche Aktion war. Farmer karl – Die Legende persönlich kutschierte uns mit seinem Bus zum Start. In der Früh um 4 wurde eingescheckt, kurz vorm Ziel gabs ein Schnapserl um die Schmerzen zu lindern. Dann endspurt. Im Ziel dann nette Gesellschaft und gemütliches ausklingen.

Für die 2499 anderen Teilnehmer eine ähnlich anstrengende aber keinswegs „verrückte Aktion“. Mit systematischem Training und einem guten Timing kann das fast jeder schaffen. Der Beweis schwitzte da durch die Berge. Vom 11 Jährigen bis zur 80 Jährigen. Dick, Dünn, Egal. Vielen hätte ich es vorher nie angesehen.

 

Früher nannte man das Volkswandern. Heute klingt das nicht Sexy. Da muss auf deinem T-Shirt schon „Spühre den Berg“ stehen oder unter dein Selfie gehört #glaubandich

Jedem das seine.

Neben ein paar individuellen Projekten auf irgendwelche Berge zu rennen konnte ich gemeinsam mit Kollege Dominik ein paar nette Touren abhaken. Er berichtete ja schon kürzlich in seinem Blog darüber.

http://www.naturtraining.net/2019/08/erkenntnisse-eines-heien-sommers.html

 

Unser konsequenter Begleiter sind niedrig intensive lange Einheiten. So viel es geht. Garniert mit ein paar Sprints u.ä.

Interessante Lektüre:

https://www.menshealth.com/fitness/a28206906/trail-running-tips-from-kilian-jornet/

 

Oder direkt das Buch zum Thema:

Uphill Athlete – Jetzt auch auf deutsch

Super Input. Auch für die Jonglage anderer Disziplinen, Krafttraining, Klettern und Co.

Rückblickend auf das Jahr kann ich für mich da schon gewaltige Fortschritte verzeichnen. So war die „Ausdauer“ sicher nicht der limitiernde Faktor beim Karwendelmarsch. Eher die Tatsache, dass der Impact für die Knochen über so lange Zeit doch ungewohnt war. Mit 90kg müssen Hüfte und Co da einiges einstecken. Der Alltag lässt es auch nicht zu sich da jede Woche vollends zu killen.

Generalprobe „Ostwanderweg“ am Attersee im Sommer verlief problemlos. 12km mehr ließen mich doch 2-3 Tage humpeln. Der Pfad ist trotz allem geebnet.

Mein Tipp an Generation Ü 30..Nutzt low Impact Sachen wie Fahrrad und Wandern für die langen Sessions. Laufen und Co eher im intensiveren Bereich um die Gelenke langsam und konsequent belastbarer zu machen. Immer schön auf die alten Knochen hören.

Ich muss Rückblickend auch sagen, es war schon irgendwie affig da durch die tollste Natur zu hetzen bis es weh tut am Ende. Trotzdem wäre ich außerhalb einer organisierten Veranstaltung wohl nie auf diese masochistische Idee gekommen. Jetzt ist dann wieder eine Grenze überschritten und gewisse Distanzen amchen keine Angst mehr. Das schöne ist wirklich viel Erlebnis in kurze Zeit verpacken zu können. Ich kann das definitiv genießen und im Kopf schwirren schon viele andere Projekte. Beim nächsten mal wohl auf einsameren Pfaden.

 

Meine Vorbilder fuhren alle regelmäßig von München in die Berge – mit dem Rad. Bevor der Berg erst Anfing gingen da auf alten „Waffenrädern“ schon 100km und mehr ins Land. Woche für Woche.

 

Sowas klingt erstmal utopisch. 8 Monate systematisches Training und ich konnte die ersten solcher (kleineren) Aktionen selber durchführen. Ohne Totalschaden.

 

Das motiviert. Etwas besonderes ist das deshalb noch lange nicht. Vielleicht in unserer bequemen Welt.

 

Nehmt öfter mal das Rad zur Arbeit oder fangt an kleine Strecken „laufend“ zu pendeln. Da geht gewaltig was vorwärts.

Entschleunigt euer Leben und macht mal eine Radelreise. In 10 Stunden ist man ohne Vernichtung mal 150km weit und hat die Umgebung mal aus ganz anderen Winkeln gesehen.

Mein Trainingslog weißt über 2000km am Rad auf. Trotz Kind und Vollzeitjob…in nur 6 Monaten. Pendeln ist hier das Geheimnis.Da kommen schnell 60-100km/Woche nebenher zusammen.

Oder macht es wie Kollege Dominik und absolviert die Verwandtenbesuche mit dem Rad. Oder wie ich und meine Partnerin. Ihr wollt schön Essen gehen? Gut ,dass, das Restarurant 30km entfernt ist. Einer fährt mit dem Rad, der andere mit Kind&Auto. Retour dann gemeinsam im Wagen oder umgekehrt. Es gibt da viele Wege auch in unserer heutigen Zeit dem totalen Verfall entgegen zu wirken.

Vor allem muss man keine große Sache daraus machen.

 

2 Kommentare

  1. Respekt Thomas! Starke Leistung und ich meine nicht nur den Gewaltmarsch. Hab selbst einen erst 4 Monate alten Sohn und mein Trainingspensum…nun was soll ich sagen, da bleibt für Trainingseinheiten nicht mehr viel Zeit. Vielleicht liegt es auch an meinem Zeitmanagement, also bin für jeden Tipp dankbar. 😉

    • Danke Tim, weiß ich sehr zu schätzen. Dir auch alles Gute!
      Mein bester Tipp: Verabschiede dich von perfekten Bedingungen. Also sowas wie, Zeit, Stressfreiheit, Training 2 Std nach dem Essen, ausgeschlafen etc.

      Gerade in der Anfangszeit habe ich wirklich jede freie 10 Minutenirgendwas gemacht. Auch mit Muskelkater einfach drauf trainiert o.ä….einfach um drinn zu bleibem im Trainingsmodus.

      Das waren dan oft nur so 10Minuten Sachen. Was ich da ganz gern gemacht hab ist das „No Excuses“ etwas modifiziert. Such mal nach „die Versicherung“ hier am Blog. Mit der Zeit wird das dann besser. ich wünsche dir da eine Partnerinn mit viel Verständnis 😉

      Ansonsten tatsächlich viele Pendelfahrten oder kurzen Abstechern zum Fitnessparks o.ä. am Arbeitsweg. Alle 2 Tage 1-2 Maxiamalsets BWE bewirken schon wunder für den Muskelerhalt. Vor allem wenn man es alle 10-14 Tage zu einer ordentlichen Session bringt. Dazu hab ich einen Thule Kinderwagen mit Laufrad…..damit kann man passabel joggen ab dem 3-4 Monat.

      Meld dich gerne bei weiteren Fragen via Mail. Gruß Thomas

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