FUCK FUCK FUCK

Ein Jahr ohne Trainingsnomaden Artikel? Abgetaucht? Ausgewandert? Im Untergrund verschwunden?

 

Die Frage wo ich war darf sich jeder  selbst beantworten. Das ist ja das schöne am digitalen Leben bzw. der digitalen Persönlichkeit. Sie lebt ja von der Illusion die man um sich selbst erschafft.

 

Der eisbadende trainingssüchtling mit stählerner Disziplin.

Der Knochen auskochende Asket.

Der der immer im Squat seine Zähne putzt und 52 Bücher im Jahr liest.

 

Ich muss dich enttäuschen. Auch wenn ich es nicht geglaubt habe. Auch mich hat die Realität irgendwann eingeholt.

Kind, Wirtschaft, Stress, Depressive Verstimmung und was das Leben halt sonst noch so zu bieten hat.

 

Vom sorgenfreien Student mit unbegrenztem Zeitbudget zum Familienvater. Im Grunde ist mir die Transformation gelungen. Meine extrovertierte Bloggerseite wurde zwar weg rationalisiert aber das Feuer brannte fast heißer den jeh. Ausgleich zum Alltag, Angst vor verpassten Chancen und merkliche Altererscheidungen sorgten für unbändigen Aktionismus.

 

Außer das mein Familienleben bedingt darunter litt lief es gut.

 

Bis zu den drei Worten die den Titel dieses Beitrags zieren.

 

Fuck Fuck Fuck

10m tiefer überkopf hängend öffnete ich die Augen. „Ich bin Ok“ so der erste Eindruck. Zumindest ist der einzige Gedanke der letzten 2 Sekunden nicht Realität geworden- mein Schädel wurde nicht an der Felswand zermanscht.

 

Mir steckt auch kein Knochenteil irgendwo aus dem Körper – läuft bei mir.

Mit der Zeit macht sich ein starker Schemerz im Fuß breit und am hinteren Oberschenkel. Jetzt heißt es ruhig bleiben.

Ca 100m Abseilen

500m zur Hütte humpeln

 

Die Frage der Fragen: Ibuprofen oder „a halbe Bier“?

Hubschrauber oder Dickschädel?

Manchmal muss man Prioritäten setzen.

Die nette Wirtin gab mir einen antiken Wanderstock den ich gegen meinen 30cm Latschenkrückstock eintauschte. Nach rund 500hm Abstieg erreichte ich mein Rad.

 

Das hat man davon wenn man nach Sinn im Leben sucht. Plötzlich bist du auf externe Hilfe angewiesen. Dem fatalen Ende meiner Karriere nochmal entgangen setze ich mich aufs Rad und Rolle die 700hm ins Tal. Handy raus. Taxi alarmiert. 40km Heimweg spare ich mir. Zusammenbruch. Zittern am ganzen Körper. Mental stürze ich immer noch und das geht noch die nächsten Wochen immer wieder so.

 

Das Ende vom Lied ist eine ordentliche Quetschung am Oberschenkel(Vermutlich vom dicken Block den ich aus der Wand gerissen habe – den ich scheinbar im Flug überholte und durch Drehung den Oberschenkel statt Kopf als Auffangfläche darbot) und eine dicker Fuß mit kleiner Knochenabsplitterung. Beide Fersen geprellt und andere kleinere Wehwehchen.

Die ersten Tage unbeweglich beschließe ich das so nicht hinzunehmen. In der gefühlt besten Form meines Lebens beschließe ich, dass es weiter gehen muss.

Nach 1 Woche erklimme ich wieder den ersten Berg. Mit Rad da jeder Schritt immer noch schmerzt.

Nach 4 Wochen bin ich wieder am Ort des Geschehens. Anreise wieder mit Rad. Aufstieg mit Stöcken. Thema abgeschlossen.

Joggen geht nach knapp 3 Monaten wieder. Bouldern und Klettern wird auch wieder vorsichtig integriert.

Stand Heute(knapp 7 Monate später) bin ich beschwerdefrei und zwischenzeitlich war meine Kletterform besser den jeh. Rückblickend waren die mentalen Beschwerden – die Frage nach dem: Was wäre wenn doch der Kopf als Bremse gedient hätte oder der Block zufällig auf dem Seil gelandet wäre oder oder oder – fast die bleibenderen. Paart man eine existentielle Krise noch mit dem totalen Irrsinn der in unserer Gesellschaft abgeht zur Zeit hat man schnell eine passende Ausrede in Selbstmitleid zu versinken.

 

Wenn ich 2021 eine Adjektiv zuordnen müsste wäre es „turbulent“

Ringbandriss, diffuse Schulterprobleme, Unfall,  und letztlich der Corona Upfuck brachten mich in allen Ebenen an meine Grenzen.

 

ABER es war vielleicht auch ein außergewöhnlich lehrreiches und schönes Jahr.

 

Mein Sohn der seine ersten Schritte am Fels macht oder meine anfänglichen Einschränkungen die mich an neue Orte brachten. Das Leben mehr zu schätzen wissen. Vertrauen in Material, Partner, Technik. Wissen um Familie oder was man eigentlich im Leben will. Zudem auch mein Alpen naher Wohnort der es mir erlaubt aus meiner Haustür ohne Umwege  Höhenmeter zu fressen wenn mir danach ist.

Bild gemacht von meinem Freund: https://www.reisenauer.net/

Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

„Losgelöst und stabil“ sind meine Leitsätze für die kommende Zeit.

 

Meine größten Lehren aus 2021

  • Es geht immer weiter -ob mit dir oder ohne dich IMMER
  • Die Einstellung zählt: Wenn du unzufrieden bist „Ändere die Sache oder deine Einstellung dazu“
  • Nimm dein Scheiß Kollagen wenn du schnell wieder auf die Beine kommen willst! Mein Ernst

 

Danke an Dominik – meinen Kameraden aus dem Alpenland

Danke an Gregor meinen Lebensretter

Danke an meine Familie

 

Zu guter Letzt: Danke für deine Aufmerksamkeit.  Bis bald.

Bleib Stark

 

P.S. Ich habe ein Sideprojekt gestartet zu einem ganz anderen Thema und aus anderen Beweggründen.

 

 

 

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