Gastbeitrag Gymnastic Bodies Seminar

Heute gibt es mal wieder einen Gastbeitrag. Netterweise berichtet ein langjähriger Leser über die Erfahrungen die er bei einem Seminar von und mit Coach Sommer aka. www.gymnasticbodies.com machen durfte.

Für alle interessierten: Mittlerweile sind zahlreiche Gastbeiträge oder eigene Seminarberichte hier am Blog veröffentlicht worden.(Unter anderm Steve Maxwell, Ido Portal, Die Pürzel Brüder aka. Intelligent Strength, Natalie Reckert, Martin Wildauer, Yuval Avalon, Alexander Lechner um einige der prominentesten Vertreter zu nennen)

Hier gehts zu allen Posts mit dem Label Seminarbericht. 

Danke an dieser Stelle an Sascha R. ! Ich freue mich immer über Beiträge dieser Art!

Fragen jeder Art bitte in die Kommentare!

Bericht
Gymnasticbodies Seminar Stroud (England), 16.-17. Juli 2016
Es geht hier um
einen Bericht zum Gymnasticbodies Seminar in Stroud: Inhalt sind die
von Christopher Sommer gegründeten und vermarkteten Foundations- /
Handstand- / Stretch-Programme, die auch hier im Blog schon
verschiedentlich vorgestellt wurden. Das einzige Seminar dazu findet
in Europa einmal pro Jahr in Stroud bei Forma (Wesley Tan) statt.

Prolog1:
Ich selbst übe
nach dem Foundations-Programm seit reichlich 2 Jahren, es ist nicht
meine „Hauptsportart“ (ich übe und unterrichte seit 20 Jahren
Kampfkunst / Karate 3x / Woche), bin relativ fit für meine 42 Jahre,
aber ab Mitte 30 machten sich die ersten „Zipperlein“ bemerkbar).
Fokus für mich ist es mit diesem Programm meine Schwachstelle zu
identifizieren und zu bearbeiten.
Prolog2:
Ich habe im
Vorfeld lange mit mir gerungen, ob oder ob ich nicht diese Seminar
besuche: die Kosten sind hoch (Seminar + Flug + Unterkunft), die
Reise ist weit, die Leute kenne ich nicht persönlich. Letztendlich
ergab es sich, dass die Kinder dieses Jahr im Urlaub London besuchen
wollten und der Seminar-Termin passte in die Urlaubszeit. Also
Seminar und Flüge gebucht (war ein bisschen kompliziert, da wir
gemeinsam nach London geflogen sind, dort 5 Tage die Stadt erkundet
haben, dann Frau und Kinder zurückflogen und ich zum Seminar bin und
nach dem Seminar Rückflug). So, schnell noch ein Hotel suchen, ist
ja in Zeiten von Internet kein Problem heutzutage – verdammt, da
kosten die 2 Nächte so viel wie das halbe Seminar. Mit AirBnB habe
ich dann doch noch eine halbwegs preisgünstige Variante in Stroud
gefunden. Zwei Wochen vorher hab ich dann noch festgestellt, dass ich
den Rückflug für mich damals im Januar für den Januar gebucht
hatte – zum Glück hab ich es gemerkt und noch einen Rückflug beim
Billigflieger zum richtigen Termin bekommen. Aber eigentlich sollte
es hier ja um das Seminar gehen..
Ich bin Freitag mit
dem Zug von London angereist, das geht relativ komfortabel – in 2
Stunden ist man da und die Züge fahren regelmäßig. Die
AirBnB-Gastgeber waren so nett und haben mich am Bahnhof abgeholt,
danach war ich noch in der Stadt einkaufen.
Tag 1
Am Samstag waren wir
rechtzeitig vor Ort, freundliche Begrüßung und der Raum füllte
sich schnell. Punkt 9 Uhr wurde gestartet, Coach Sommer machte eine
allgemeine Einführung in seine Trainingsphilosophie für ca. 30
Minuten. Wichtige Themen (die mir hängengeblieben sind) waren u.a.
  • Mobility
    (wahrscheinlich das wichtigste Thema für jeden der als Erwachsener
    mit turnerischen Kraftübungen (oder GST = Gymnastic Strength
    Training) beginnt
  • Übungsqualität („almost good
    is not good“)
  • Regelmässigkeit des Trainings
  • Pragmatismus
    (er scheint überhaupt ein sehr pragmatischer Mensch zu sein)
  • ehrlich: “don’t expect to be
    superhero after this weekend” & “we don’t want to destroy
    you during the seminar”
Danach ging es mit
einer kurzen (5-10 Minuten) Einwärmung durch Wesley los: jeweils 10
Wdh von verschiedenen Übungen (aus dem Foundations-Programm), die
die wichtigsten Muskel- / Gelenkgruppen abdeckten, die für die
kommenden Einheiten benötigt wurden.
Wir begannen mit
Jefferson-Curls (Vorwärtsbeuge mit Gewicht): die Übung wurde
gezeigt, wichtige Punkte erläutert und danach arbeiteten wir in 2er
Gruppen: einer führt die Übung aus, der andere schaut und
korrigiert, während Coach und die Assistenten rumgehen und ebenfalls
korrigieren und für Fragen zur Verfügung stehen. Dieses Vorgehen
war äußerst sinnvoll und speziell für jemanden wie mich, der sonst
alleine trainiert sehr hilfreich.
Da die Gruppe
insgesamt sehr groß war (ca. 50 Teilnehmer würde ich schätzen),
wurde bei Platz benötigenden Übungen geteilt und die Hälfte ging
in den 2. Raum. Dies war sinnig und so gab es genug Platz zum Üben,
die eine Gruppe wurde hauptsächlich von Coach Sommer angeleitet, die
andere durch Wesley.
Weiter ging es mit
Übungen zu Pancake / Adduktoren: 3 verschiedene Varianten mit
Zusatzgewicht (aka loaded stretching), zusätzlich noch Hinweise zur
Skalierung (Gesäß erhöhen bis das Gewicht in einem sinnvollen
Bereich unterstützen kann).
1.5 Stunden
Mittagspause und danach A-T-Y-Dehnung am Boden liegend und Übungen
zur Schulter-Extension (gestreckte Arme hinter dem Körper nach oben
heben) sowie Dehnung mit dem Partner. Dazu jeweils detaillierte
Hinweise und individuelle Korrekturen.
Die Schulterarbeit
wurde durch verschiedene Hängeübungen, Schulterblattbewegung im
Liegestütz und Armheben hinter dem Rücken mit Gewicht fortgesetzt.
Im letzten halben
Jahr hatte ich ziemliche Probleme mit meiner rechten Schulter
(wahrscheinlich Impingement & Bizepssehne), Physiotherapeut mit
Sporterfahrung hat einiges gebracht, die letzten Wochen habe ich
versucht die Schulter komplett in Ruhe zu lassen: bei den
verschiedenen Dehnungen die ja alle recht stark Schulter fokussiert
waren habe ich die Schulter doch deutlich gemerkt, im Nachhinein
jetzt einige Tage später geht es der Schulter erstaunlich gut. Auch
von Coach Sommer immer wieder der Hinweis, es ruhig angehen lassen,
langsam steigern.
Den letzten
technischen Teil bildete der Handstand: es wurde an der Wand geübt,
es gab wieder zahlreiche Hinweise und individuelle Korrekturen: wir
übten hier jeweils in minimalen Wandabstand mit Bauch und Rücken an
der Wand, mit mehr Wandabstand in Bauchlage Schulteröffnung sowie
kontrollierte Aufgänge: 10 Wdh mit dem Ziel die Wand nicht zu
berühren. Dazwischen noch ein bisschen Schulterquälerei: im Stand
mit ausgestreckten Armen über dem Kopf in der Hand jeweils eine
Hantel und kleine Kreise mit dieser – für 3 Minuten.
Abschluss von Tag
war Dehnung für die Brücke, basierend auf der entsprechenden
Übungsserie. Blick auf die Uhr: es war 17.30 Uhr – ausgeschrieben
war das Seminar eigentlich bis 16.30 Uhr. Nachher oder in den Pausen
standen Coach Sommer oder die Assistenten für individuelle Fragen
oder Korrekturen zur Verfügung.
Fazit Tag 1: viel
Inhalt, Körper fühlte sich gut an, Baustellen wurden gezeigt,
vielleicht etwas wenig Intensität?
Tag 2
Nach ein paar
einleitenden Worten zum Überblick für den 2. Tag – Schwerpunkt
sollte verschiedene Übungen aus dem Foundations-Programm sein –
ging es wieder mit einem kurzen Warm-Up los, danach wurde die Gruppe
wieder geteilt. Ich entschied mich bewusst am 2. Tag für die Gruppe
mit Wesley, um auch hier einen Eindruck zu bekommen, wir konnten auch
zwischendurch jederzeit wechseln.
1. Themenkomplex war
am Sonntag der L-Sitz / Stütz, wir begannen im Hängen in
verschiedenen Varianten: ein Bein abwechselnd heben, gehockt anheben
(tucked) und beide Beine, jeweils auf Wiederholung oder Zeit. Hier
konnte man schon spüren das Tag 2 deutlich anstrengender wird. In
meiner Gruppe kam noch erschwerend dazu, das unsere Stange relativ
dick war (ca. 5cm) und sich auch noch drehen konnte. Wenigstens gab
es flüssige Kreide, aber die Unterarme haben irgendwann dicht
gemacht.
Dann ging es zum
L-Stütz am Boden, hier wurden wieder mehrere Wdh auf Zeit gehalten,
zwischendurch immer wieder Dehnung: Vorwärtsbeuge und Hocke.
Nächstes Thema war
gegrätschter (straddle) L-Sitz / Stütz im Hang und am Boden, hier
kombiniert mit Pancake-Dehnung – ohne gute (ich denke mal 45 Grad)
Vorwärtsbeugung im Grätschsitz hat man da am Boden kaum eine
Chance. Auf jeden Fall habe ich an dieser Stelle gewusst wo mein
Quadrizeps ist, und auch 2 Tage später sitzt dort noch ein
ordentlicher Muskelkater.

 

 

Weiter mit
(Vor)Übungen zum Manna: Seitwärtsspagat halten &
partnerunterstützt Füße nach vorn führen, bevor es mit Planche
weiterging: Varianten von Planche-Leans mit und ohne Partner und
gehockter (tuck) Planche wurden geübt, dann war es auch schon
Mittag. Von einem Jugendlichen wurde übrigens zwischendurch sein
Stand vom Manna gezeigt (ohne große Einwärmung hatte er ¾ würde
ich sagen) und es gab wohl auch noch im anderen Raum von einem
Italiener eine Planche / Straddle-Planche zu sehen (ich war nicht
dabei).
Nach zwei Stunden
Mittagspause ging es weiter, es gab die Frage nach der Ernährung von
Coach Sommer („do you eat Paleo?“), woraufhin er etwas ins
Erzählen gekommen ist und ca. 1 Stunde referierte – und sich
nachher dafür entschuldigte. Hauptthemen für ihn: pragmatisch,
möglichst unprozessierte Lebensmittel, Hälfte der Portion Salat,
dazu noch Gemüse, wenig Protein / Fleisch. In unregelmäßigen
Abständen (wenn seinem Körper danach ist) eine größere
Fleischmahlzeit. Für ihn ist kein Frühstück am besten, er hat noch
für die Verdauung / Darm auf resistente Stärke (kalten Reis,
Kartoffeln) sowie Probiotika verwiesen. Einzige Nahrungsergänzung
sind Vitamin D3-Tropfen. Von Low-Carb hält er dauerhaft nichts, aber
Kohlenhydrate aus Gemüse und Obst. Ansonsten der Verweis auf Robb
Wolf, der sich besser auskennt als er selbst.
Kurze Einwärmung
für Handstand mit den Übungen aus dem bekannten Programm, dann
Wandhandstände mit Übergang zur Hocke über den Frosch oder direkt
(Bauch zur Wand, Partner korrigiert).
Abschluss war die
Knieserie (für Stabilität des Knies): die hat er wohl von einem
(russischen?) Turntrainer gelernt und besteht aus den
Mobility-Übungen der Single-Leg-Squat Serie: diese sind wir
detailliert durchgegangen mit vielen wertvollen Tipps. Die Empfehlung
ist diese regelmäßig zu machen und dadurch eine bessere
Kniestabilität (ACL, Meniskus) zu bekommen. D.h. vieles hat man
durch das Foundations-Programm schon zur Verfügung, muss es nur
entsprechend einsetzen. Ursprünglich war noch Dehnung mit der
Vorwärts-Spagat-Serie geplant, es war inzwischen 17 Uhr, einige
mussten los ihren Zug zu bekommen, deshalb wurde das Seminar beendet
mit der Ausgabe der Teilnehmer-Urkunden. Coach und die Assistenten
standen danach noch für Fragen zur Verfügung.
Eindruck
insgesamt: Coach Sommer äußerst nett, ruhig, kompetent, immer
hilfsbereit, stellt sich auf das Niveau von jedem einzeln ein wenn er
ihn korrigiert, rhetorisch begabt, sehr angenehm. Wesley und sein
Team: super nett, kompetent, fähig. Teilnehmer: breite Alterspanne
(15-55 Jahre), breite Fähigkeitsspanne, zahlreiche Personal Trainer,
etliche Deutsche (Frankfurt, Würzburg, München, Düsseldorf sind
die Orte die ich mir gemerkt habe, leider niemand in meiner Nähe),
keine Egomanen, zahlreiche Kampfsportler, ein professioneller
Zirkusartist (aus Portugal, unterrichtet selbst auch, war gerade von
einer Tournee aus China zurück), viele neue Bekanntschaften
geschlossen.
Welche Schwerpunkte
habe ich für mich mitgenommen:
  • Grundlagen
  • Übungsqualität
  • Mobility
  • Fokus auf
    Probleme
  • Nachfragen wenn
    man nicht weiterkommt (es macht keinen Sinn eine Übung 145 Wochen
    ohne Fortschritt immer wieder zu machen und zu hoffen dass es besser
    wird, die sich eventuell mit einer Modifikation in 15 Minuten
    korrigieren lässt (war ein Beispiel das genannt wurde))
  • Hinweis auf Leo
    Trinidad (wenn man in einer Stufe dauerhaft hängenbleibt, zurück
    auf erste Übung der Serie: schon geschaffte Stufen auf einem
    höheren Niveau wiederholen)
  • Kontrolle:
    entweder Partner oder aufnehmen der eigenen Übungen (er selbst
    nutzt wohl ein System welches dauerhaft aufnimmt und mit
    Zeitverzögerung (40s) auf einem Monitor wiedergibt)
Video einiger
Forma-Assistenten:
Video vom Seminar
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