Bevor es zur Tageordnung geht. Über einen sehr netten Kommentar unter Komplexe Rezepte, Übungen und Denkstrukturen habe ich mich sehr gefreut. Danke dafür!
Der Tipp mit der Butter ist für den ein oder anderen eventuell wirklich was wert. Also her mit dem gelben Gold.
Ein weiterer Hinweis, da ich das Buch ja so gelobt habe. Bei Amazon gibt es die „Blick ins Buch Funktion“. Viele Kapitel sind relativ umfangreich dargestellt. So fällt die Entscheidung eventuell leichter.
Zum aktuellen Thema. Auch hier geht es um Interaktion mit einem meiner Leser:
Im Rahmen einer Anfrage bat mich eine Person um Hilfe.
Um den Fall genauer zu beschreiben: Eine große Baustelle mit vielen Problemen.
Etwas verzweifelt kam er zu mir. Seine Hauptprobleme, so sagt er, mangelnde Gewichtszunahme sowie keine Kraftsteigerungen trotz regelmäßigem Training.
Dazu noch Gelenkprobleme hier und da und ein paar andere Kleinigkeiten.
Das ganze, obwohl er alles richtig zu machen glaubt.
Im Grunde war recht schnell klar woran es liegen könnte. Leider habe ich solche Fragen schon öfter bekommen, daher lohnt es auch mal was dazu zu schreiben. Im Grunde gibt es soviele Faktoren und Punkte die man mit in Betracht ziehen müsste. Das würde eine Antwort sprengen bei der ich letztlich nicht mal sicher sein kann ob die Sachen umgesetzt werden.
Da ich einiges an Zeit und Nerven in die Sachen gesteckt habe möchte ich an folgenden Punkten mal aufzeigen was Sache ist und welche Punkte erstmal passen müssen bevor man in die Tiefe geht.
1. Ernährung:
Ich habe ihn einige Zeit tracken lassen. Herausgekommen ist unter anderem z.B. massiver Proteinmangel. Durchschnittlich 50 Gramm pro Tag bei >70kg KG. Daneben kaum Grünzeug sowie einige andere fragwürdige Lebensmittel. Hier fehlen absolute Grundlagen. Er ist sich natürlich sicher, dass es an einem nicht vorhandenen Supplement liegt 🙂 Höre ich Hardgainer? Essen will gelernt sein.
Logische Hierarchie vor Nahrungsergänzung wäre wohl erstmal Sporternährung. Davor muss aber erstmal die „normale“ Nahrungsmittelauswahl/qualität und Frequenz/Menge passen.
Booster und Wheightgainer verbot.
2. Trainingsplan
Hier verfolgt er die „Strategie“ entweder gar keinen oder jede Woche einen anderen zu verfolgen.
3.Standarts
Seine Übungsausführung: Eher quantitativ um es milde auszudrücken. Dazu jedes mal andere ROM Geschwindigkeit usw.
4. Gelenkprobleme
Von „struktureller Balance“ keine Spur. Schulter, Rücken, Knieprobleme. Dazu Kniebeugen bis max 90°, kaum Zugübungen, „sleepy Butt“ usw.
5. Intensität
Von Ausbelastung und Wachstumsreizen kann man glaub ich bei Kniebeugen mit 20 KG auch nicht sprechen.
6. Progression
Nicht vorhanden da auch kein Trainingsplan.
7. Übungsauswahl
Immer auf der Jagd nach neuen Übungen beschreibt sein Verhalten glaube ich am besten. Hängt natürlich auch mit stetigem Planwechsel und Co zusammen.
8. Warmup/Mobility/Prävention
Heikles Thema. Geh ich jetzt mal nicht genauer drauf ein
9. konkrete Ziele:
Alles wage Beschreibungen
Lösungsansätze:
Unser erstes Ziel für die nächste Zeit ist es, wieder zu erlernen auf den Körper zu hören. „Clean eating“ ist das Stichwort. Also vermeindlich „echte“ Lebensmittel immer genau dann wenn der Körper Hunger darauf hat.
Ich habe da in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Gibt man dem Körper fast ausschliesslich guten Treibstoff, dann holt er sich eigentlich auch genau das was er zum jeweiligen Zeitpunkt braucht. Das Feintuning, Superfood, Supplemente, Makronutrienttiming blablabla, kann alles warten.
Bei der Person hier spielte da immer eine gewisse Leichtgläubigkeit mit ein. So wurde ihm an vielen Stellen suggeriert man müsse sich permanent unmengen selbstgemixter Haferflockendrinks reinziehen und andere stark verarbeitete Lebensmittel. Typ Mensch ich bestell mir mal Tabletten aus der Fernsehzeitung.
Zweitens muss er nun zuerst mal die meisten Übungen von Grund auf neu erlernen.Da ich keine Zeit und Lust habe ihm alles zu erklären, muss er sich da mit Büchern wie Starting Strength o.ä. zurechtfinden.
Bis dato erstmal nur sauber ausgeführte Körpergewichtsübungen. Anatogistisch geplant.
Drittens müssen wir ein passendes Progressionsschemata für ihn finden. Egal ob Linear, Phasengesteuert oder Density Ansatz. So ganz hat er sich noch nicht mit dem Gedanken angefreundet, dass es anstrengend sein könnte. An seine berufliche Situation angepasst ablaufen muss die Sache natürlich.
Viertens: Thema Übungsauswahl. Hier wird es nach dem schonmal beschriebenen 80/20 Prinzip ablaufen. Nicht umsonst haben sich Grundübungen/Komplexe Übungen, sei es mit Eisen oder Körpergewicht, bewährt. 20 % Lassen etwas Raum für Lust und Laune, Spiegel und Spielereien.
Kreuzheben, Kniebeugen, Swings, Handstände, Klimmzüge, Seilklettern, Rudern usw. ihr kennt die üblichen Verdächtigen.
Fünftens: Arsch und Schultern. Das lass ich jetzt mal so im Raum stehen bzw. geh demnächst mal genauer drauf ein. Themen wurden beide hier im Blog ja schon oft angerissen. Wichtig!
Also fürs nächste Mal: Je konkreter die Frage, umso lieber antworte ich.
Schönes Wochenende
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