Der Fluch des Anfängers

Schreiberling heute ist ein Teilnehmer meines ersten Seminars. „Das Oktoberfest“. Gut gefallen hat es ihm scheinbar.
Hier ein Link zu den netten Worten die Christian Müller dazu verfasst hat:
Ich habe höchsten Respekt vor seinen erreichten Leistungen und bin sehr dankbar, dass er mich auch seitdem bei allem was den IT-Bereich angeht unterstützt!
Die Frage ob ich seinen Artikel hier veröffentlichen will habe ich mit folgender Frage beantwortet:
Was hast du vom Oktoberfest noch in Programm? Was hat sich bewährt?
Die Antwort:
„Vom Oktoberfest hab ich nach wie vor die Hüftroutine, intensiveres Seilklettern und das 5-4-3 System im Training. :-)“

Das freut mich sehr. Knapp 6 Monate bleibender Nutzen ist schon eine sehr gute Bilanz. Ich lerne ja auch noch dazu und derartige Worte erfüllen mich mit Stolz!
Ich würde mich übrigens auch von den anderen Teilnehmern über eine Rückmeldung freuen!

Zur Sache:

Ohne Ziele kein Erfolg: Der Fluch des Anfängers

Edit Chinner im Text, da sehr wichtiges Thema!

Der erste Hinweis: Wenn Du nur Texte
von Trainern und Sportlern lesen willst, die auf dem (Leistungs)Level
von Thomas, Alex (OneArmChinner) oder Dominik (Naturtraining) sind,
solltest Du jetzt aufhören zu lesen. Auf diesem Level bin ich nicht,
da ist noch (viel) Luft nach oben. Doch genau das macht mir diesen
Artikel erst möglich.
Der zweite Hinweis: Der Artikel klingt
an einigen Stellen vielleicht nach einer Werbeveranstaltung für mehr
oder weniger bekannte Trainer. Das ist er nicht, ich schreibe
schlicht über die Menschen, die mir geholfen, mich vorangebracht
haben. Und ich empfehle sie, weil ich von ihnen überzeugt bin.
„Ist das der berühmt-berüchtigte
Jojo-Effekt?“ – Die Frage drängt sich mir auf, denn ein Blick
in den Spiegel zeigt: Die circa zehn Kilo Gewichtszunahme der letzten
Monate bestehen zwar auch, aber ganz sicher nicht nur (oder primär)
aus Muskulatur. Da ist doch einiges an Fett dabei. Klar, Weihnachten
kam und ging, es war und ist Winter und und und. Doch der wahre Grund
ist weder der Jojo-Effekt noch all die anderen Faktoren.
Der wahre Grund ist (m)eine falsche
Haltung, ein Phänomen, das ich auch bei einigen meiner
Trainingspartner und -klienten beobachte und inzwischen mit einem
Namen versehen habe: Der Fluch des Anfängers.

Kurzer Rückblick

Ein ganzer kurzer Rückblick ist an
dieser Stelle sinnvoll: Im September 2013 wiege ich 140 Kilo, bin
nicht gerade sportlich und habe die Schnauze voll davon. Es folgen
mehrere Monate Coaching bei Jürgen Reis, eine komplette Änderung
des Lebensstils und eine Gewichtsreduktion um 56 Kilogramm.
Dann traue ich mich endlich, Alex
Lechner anzuschreiben, das erste Training in Lelle’s Gym öffnet mir
den Weg zum Handstandtraining und damit zu einer neuen Leidenschaft.
Immer mehr Seminare und Fortbildungen folgen, irgendwann auch das
Trainingsnomaden Oktoberfest mit Thomas. Auch das Bouldern wird zur
neuen Leidenschaft.
Ich lerne, beginne – da ich bereits in
anderen Bereichen coache – einige sehr übergewichtige Klienten zu
begleiten – und freue mich an meinem neuen Lebensstil und den
Erfolgen meiner Klienten. Doch dann tappe ich in die Falle: Ich gehe
davon aus, dass die – bei Anfängern üblichen – enormen Fortschritte
der ersten Zeit genau so weiter gehen werden.
Klar trainiere ich täglich, achte auf
meine Ernährung und all das, doch zwei Probleme wachsen
kontinuierlich:
  1. Habe ich irgendwann keine
    konkreten Ziele mehr. Zwar macht alles Spaß und ich habe
    Leistungsziele, doch das übergeordnete Ziel – ich nenne es mein
    Warum – fehlt. Anders gesagt: Ich weiß nicht mehr wirklich, wofür
    ich das alles tue.
  1. Ich werde ungeduldig und entdecke
    meine kompetitive Ader. Ungeduldig bedeutet, dass ich davon ausgehe,
    dass der Gewichtsverlust und die Trainingsfortschritte genau so
    weiter gehen müssen wie bisher. Das ist mit wachsendem
    Leistungslevel natürlich Quatsch, doch meine intuitive Erwartung
    ist leider eine andere.
    Chinner:  Die Fortschritte werden mit den Jahren sogar eher marginal, deswegen ist es überaus wichtig eine überaus starke Motivation und Geduld zu entwickeln.
Diese Tendenz wird durch meine neu
entdeckte Freude an Wettkämpfen – Volksläufen und ähnliches – noch
verstärkt. Wettkämpfe- zumindest wird das immer wieder behauptet –
sind eine gute Sache, da sie ein Ziel darstellen, auf das man/ich
hinarbeiten kann.
Stimmt schon, ist aber ein
zweischneidiges Schwert. Denn durch die Leistungserwartung verlange
ich immer mehr – zu viel – von meinem Körper, überlaste mich und
verliere, das ist das Schlimmste, die Freude am Training.
Chinner: Hier es wichtig die „Liebe“ – wenn man es so nennen darf – zu Plateaubildungen aufzubauen. Manchmal ist auch ein Plateau nicht schlecht, denn der Körper erholt sich in dieser Phase.

5 Prinzipien gegen
den Fluch des Anfängers

Inzwischen bin ich wieder auf dem – für
mich – richtigen Weg. Das Gewicht sinkt, die Leistung steigt und das
alles, für mich der wichtigste aller Faktoren, mit einer wachsenden
Lebensqualität, bester Gesundheit und viel Freude an der Sache.
Schlussendlich waren es fünf
Prinzipien, die mir geholfen haben, den Fluch des Anfängers zu
überwinden. Für alte Hasen und weit fortgeschrittene
Trainingskameraden, Athleten und Sportler sind sie vermutlich ein
alter Hut, für Trainierende, die sich gerade vom Anfänger zum
Fortgeschrittenen entwickeln, können sie jedoch von Nutzen sein. Das
hoffe ich zumindest.
1. Kenne Dein Warum.
Es klingt so banal, so einfach, so
logisch: Ziele sind wichtig. Damit meine ich aber nicht nur
Leistungsziele – die haben die meisten – sondern das übergeordnete
Ziel, Dein Warum. Warum trainierst Du, warum achtest Du auf Deine
Ernährung, was bedeutet das alles für Dich? Eine Frage, die sich
jeder – meiner Meinung nach – regelmäßig stellen sollte.
Chinner: Absolut richtig, der Großteil wird sich in den Leistungszielen verfangen. Das „Warum“ ist ungleich schwerer zu beantworten….geht mir selbst auch so. Aber Leistungsziele sind natürlich auch wichtig und richtig, sonst wäre Sport ja witzlos, gelle.
2. Denke langfristig.
Zu Beginn war es so leicht: Das Gewicht
sank jede Woche kontinuierlich, die Leistung wuchs fast täglich.
Nur: Das geht so nicht weiter. Ab einem gewissen Level lassen sich
Veränderungen und Wachstum nicht mehr in Wochen, sondern eher in
Monaten messen. Auch wenn es nervt: Das ist ein gutes Zeichen! Denn
es zeigt, dass Du auf einem fortgeschrittenen Level angekommen ist.
Chinner: Ja, dies ist ebenfalls absolut richtig. Zu Beginn ist die Leistungskurve enorm. Sobald eben diese Kurve abflacht, steigen viele aus…denn aber hier gilt es zu beissen, zu planen, sich zu organisieren, wenn die Leistungen kontinuierlich – wenn auch sehr verlangsamt – weiter steigen sollen. Hier sei auf die Poliquin-Trainingsplanung verwiesen. Das funktioniert sehr gut.
3. Schau Dir alles an.
Klingt seltsam, basiert aber auf einem
Grundsatz, den sowohl Thomas als auch Dominik und auch Jürgen Reis
und Alex Lechner immer wieder predigen: Es geht nicht nur ums
Training, sondern um Deinen gesamten Lebensstil. Thomas setzt bei der
Hüftmobilität auf regelmäßige Arbeit, statt Monstersessions.
Dominik spricht oft über Bewegungsphasen, die sich über den Tag
verteilen. Veränderung und Entwicklung werden durch die gesamten 24
Stunden eines Tages bestimmt, nicht nur durch ein oder zwei Stunden
im Training.
Chinner: Hier möchte ich kurz ergänzen:
Es reicht völlig, wenn man Pareto zu Rate zieht und zu 80% alles – für seine Verhältnisse – gut macht. So ist das körperliche Training schon der Grundstein für alles weitere.
Ich selbst hatte Phasen mit extrem viel Training, wieder Zeiten mit wenig Training und zwischendrin Völlerei gepaart mit fröhlichem Umtrunk zu später Stunde. Ich würde dies auch jetzt immer wieder so machen.
ABER: Training an sich ist wichtig, Essen ist wichtig, aber mich kasteien würde und werde ich mich für Leistungsziele nicht. „Du sparst Dir aber einige Wochen oder Monate bis zum Ziel X, wenn Du richtig isst, trinkst, schläfst, etc.“
Mag sein, aber die reale Welt bietet so viel mehr (Freude), als Hantel, BWE und co. Aber wenn wir schon bei Lebenstil sind: Einfach mal das Smartphone für eine Woche tatsächlich nur zum telefonieren benutzen….und schon hat man ganz viel Zeit für andere Dinge. Ist auch eine Art von Lebenstil.
4. Messe Dich an Dir selbst.
Vorbilder sind toll und wichtig, doch
wer sich immer nur an anderen misst, frustriert sich dadurch
irgendwann selbst. Es gibt immer jemanden, der besser und dessen
Leistung unerreichbar ist. Solche Menschen können als Inspiration
dienen, doch der Maßstab sollte immer die eigene Leistung sein. Bist
du heute besser als letzten Monat, machst Du Fortschritte und die
Richtung stimmt.
Chinner: Wichtigster Satz….Geniesse Deine Fortschritte und erfreue Dich an der Motivation durch die Fortschritte anderer. Sich aber ständig an den Leistungen anderer in fast krankhaftem Konkurrenzdenken zu messen, führt nur zu Frustration.
5. Genieße die Veränderung.
Training und Muskelkater können weh
tun, ordentliche Ernährung macht nicht immer Spaß und das Training
in (beruflich und privat) stressigen Phasen, ist manchmal zusätzliche
Anstrengung und nicht immer Ausgleich oder Erholung. Doch wer sich
immer nur auf diese Phasen fokussiert, mach das nicht lange. Wer sich
jedoch an seinen Fortschritten freut, auch kleine Erfolge und
Schritte wahrnimmt und diese genießt, der hält seine Motivation
hoch. Erlaub Dir das!
Ich hoffe, der eine oder andere kann
hier etwas mitnehmen. Ich freu mich auf Feedback.
ENDE
Kontakt zu Christian könnt ihr über mich aufnehmen oder über eine seiner vielen Seiten:

 

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